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 Mi., 11. Juni 3000
 

Auf 
den Seiten 244/245, den letzten Seiten seines Buchs _Comics Neu Erfinden_ [1] 
laesst M.I.T.-Dozent Scott McCloud die "Idee Comic" [2] grafisch als 
gespaltenen Atomkern explodieren. In der Tradition der Kernspaltung, die historisch 
dem #Massachusetts Institute for Technology 
(M.I.T.)# unterliegt, verbindet er einen Kultur-Darwinismus (#Kulturen 
muessen sich entlang der Gadgets ihrer jeweiligen Hochtechnologie zu hoeherer 
Ordnung hin entwickeln) mit Schoepferkraft (der Kuenstler) als Triebmittel# 
mit DEM Technologiemythos des 20. Jahrunderts: #das 
expansive/exponentiale Streben aus einem zentral Inneren in ein Aeuszeres# 
hinein, so dasz die Unterscheidung in Inneres und Aeuszeres wegfaellt. #Ich 
nenne Scott McCloud's Atomspaltung futuristsich, weil sie dem Bild der# 
 
Explosion #entspricht.# 
Damit enspricht diese Assoziation einer Klassifikation, die eine gegenseitige 
chronische Absicherung ist, indem die mataphorische Explosion des Futurismus als 
Begriff (und Wort und Bild und Programm und Bildprogramm usw.), als Metapher der 
"Explosion" _futuristisch_ genannt wird, aufgrund von Aehnlichkeit und 
Simultanitaet im grafischen Bild, und indem die Klasse "futuristisch" 
auf das chronologisch nachfolgende Phaenomen (Scott McCloud's Explosion) angewandt 
wird, es bestaetigt, und indem schlieszlich das neuere Phaenomen das alte bestaetigt:

Dieses 
Problem ist - wiederum folgerungsbedingt, d.h. enzyklopaedisch und nicht hieroglyphisch 
- das Problem in Rorty's Besprechung von Derrida's Unterscheidung in *folgerungsbedingte 
Assoziationen* und *nicht folgerungsbedingte Assoziationen*. [3] Eine 
Assoziation ist nicht nur eine Linie von einem Punkt A zum Anderen Punkt B, sie 
ist auch die Strecke dieser Linie und die Differenz der Stellen des Topos. Eine 
Assoziation verknuepft nicht blosz, sie unterschdeidet auch. Assoziation ist Be-Ziehung. 
Der Hyperlink, der eine Beziehung von einer dargestellten Datei zur andern herstellt 
ueber-brueckt sich nicht selbst (es sei denn durch eine Animation dazwischen), 
die andere Datei wird be-zogen indem sie aufgerufen wird. Das laeuft jedoch nur 
kohaerent auf dem Wissenslevel (dem Level des Erkennens) ab, wenn wissentechnisch 
der Link vor- bzw. nachvollzogen wird. Der technisch technische Hyperlink ist 
bedeutungslos. Es sei denn er wuerde in seiner Bedeutung als nicht folgerungsbedingte 
Assoziation gefaszt. Dann ist sein Nonsense aber schon rueckwirkend auf die im 
Gedaechtnis 'abgespeicherte' vorherige Datei bezogen und nicht mehr folgerungsfrei. 
Die Folgerung geht dann nur nicht mehr den Weg von A nach B, sondern von B nach 
A, auch wenn der Hyperlink in dieser Richtung nicht vorliegt. #Hyperlinks#
 
> -> 
 
 
http://www.3000-online.de
#sind 
folglich ;) keine reinen Assoziationen, sondern Junktoren#, die wie deduktivistische 
Minimedien der Klassifikation wirken oder anders: der Verzeichnisbaum, wie er 
fuer Wenseiten mit dem Web Stalker grafisch dargestellt werden kann,

Web 
Stalker Map der Seiten von 3000 bei ca. Maerz 3000 [25.06.2003]
kennzeichnet 
die Verknuepfungslinie als gemeinsame Menge oder Klasse, die Assoziation ist mental 
reziprok. Daher auch die Angst mancher Firmen vor "Deeplinks" [4] und 
der damit verlaufenden Re-Klassifikation, die als Verlust der eigenen Corporate 
Identity (CI), der Distinktion gesehen wird - Ueber Identitaet der CI wird das 
'assoziative' Ver-Zeichnen von Dateien im WWW zur Territorialisierung des Medien'raums'. 
Es ist, als wuerde der Penner dem Banker wie seinen anderen Kumpels auf der Strasze 
einen Schluck aus der Flasche anbieten, was bedeutet, dasz die Klassifikation 
nicht gleich der gesellschaftlichen Klasse ist, der die jeweiligen Beteiligten 
angehoeren. Vannevar Bush's Traum von der assoziativen Informationsmaschine Memex 
wird heute 2003 mit Naviagtions- und Repraesentationsoberflaechen von "Topic 
Maps" wiederholt: Quasiraeume klassifizieren die Orientierung zu Datenbestaenden, 
die dynamisch, d.h. verschiebbar und veraenderbar gehalten werden.
Scott 
McCloud's Atomspaltung ist platonisch. Der Comic besteht als Gattung, Genre und 
(Ur-)Form 'an sich', seine gedankliche Immaterie, sein Atom, kann wie schwarze 
Pfeile in alle Bereiche des Lebens, d.h. in den symbolischen Wissensvorrat, die 
Oekonomie, die Politik usw. durch "Kernspaltung" explodieren.
"In 
den mittleren und späten Dialogen faßt #Platon# 
die Idee als eine unabhängige metaphysische Realität auf, die das ewige 
Modell oder Urbild ausmacht, nach dem die erscheinenden Einzeldinge strukturiert 
sind. Die Idee deuten damit die ideelle und ewige Konstitution der vergänglichen 
Dinge an. Die Idee sind von den weltlichen Dingen zwar getrennt, sie sind ihnen 
aber auch vollkommen immanent, denn sie sind in den Dingen selbst als deren wesentliche 
Eigenschaften anwesend.[18]" 
[ViewLit V.4.2. Kap.-Nr. 334/12905: Enzyklopädie 
Philosophie. © Felix Meiner Verlag, Hamburg 2002. Buch: Von A bis Z. Kapitel: 
Idee. Basis-Ausgabe: Pag., S. EP:591b.]
Die Idee "Comics" waere 
dann die "unabhängige metaphysische Realitaet". Ihre Literarizitaet 
waere mit sich selbst identisch und zeugt zuerst im Wesen der symbolischen Form 
Comic eben diesen. Nach McCloud kommt Comic mit den neuen digitalen Technologien 
zu sich und wird dann erst seine Vielfaeltigkeit explosiv entfalten. #Wenn 
die abstrakten schwarzen Pfeile# - die Notation der Idee einer Idee - #aber 
ueberallhin streben wuerden, d.h. in alle anderen Fomen, Genres und Gattungen 
gehen, wie kann das Wesen des Comic dann noch mit sich selbst identisch bleiben, 
wenn es mit dem Wesen anderer Ideen konfrontiert wird?#
_____
 [1] Scott 
McCloud. _Comics Neu Erfinden: Wie Vorstellungskraft und Technologie eine Kunstform 
revolutionieren_. Hamburg: Carlsen, 2001. 
 [2] ebd. S. 242 . 
 [3] Richard 
Rorty. _Eine Kultur ohne Zentrum_. Stuttgart: Reclam, 1993. S. 128/129 . 
[4] 
Deeplinks sind sozusagen die techno-soziale Basis des hypertextuellen Charakters 
des WWW. Es sind "tiefe" Direktverlinkungen von einer Webseite einer 
Homepage zu einer Webseite auf der unteren Verzeichnisebene einer anderen Homepage, 
ueber die Angabe der Internetadresse (URL) bzw. die Markierung des Ziel-URL im 
HTML-Code der Ursprungseite. 2001 kam es zu einigen Faellen juristischer "Abmahnungen" 
von Webseitenbetreibern, die solche Deeplinks auf ihren Seiten anboten, angestrengt 
durch Firmen, die sich in ihren Copyrights oder ihrer CI verletzt sahen.
 
 Last modified: So., 09.05.2004  18:10