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So., 12. Januar 3000

you turn fiction into truth

"Das Neue kann man vielmehr in der Trennung suchen, die Freud zwischen
Kindheit und Adoleszenz gezogen hat. Das Kind, sagte er, kann seine
Spielwelt und die Wirklichkeit klar auseinander halten, im Unterschied zu dem
Heranwachsenden, der an seine Fantasmen glaubt. Man könnte
daraus schließen, dass die Menschheit heutzutage aus der
Adoleszenz nur schwer herauskommt, es sei denn, sie fällt in die
Kindheit zurück."

MARC AUGÉ. "Ohne den Bildschirm sterben die Bilder"
http://www.taz.de/pt/2001/06/15.nf/mondeText.artikel,a0039.idx,13 .
[7.10.2001]


"Nachdem ich (...) Zutritt zu Werken erhalten hatte, die die
Militärgeschichte des 21. Jahrhunderts zum Thema haben, überlegte ich
als erstes, wie ich die (...) Informationen geheimhalten sollte. (...)
Die sicherste Art bestand darin, sie als Science-Fiction
zu publizieren." (Stanislaw Lem. _Waffensysteme des 21. Jahrhunderts
oder The Upside Down Evolution (Die verkehrte Evolution)_. Frankfurt
am Main: Suhrkamp, 1983.)


Das Zwischending
zwischen Trauma und Phantasma ist der Bildschirm. Er schützt
einerseits vor zuviel Realität andererseits gibt er der
Erfahrung Gestalt und Form.

Das elektronische Dokument findet seinen Marktwert nicht
irgendwo zwischen Autor- und Leserschaft. Gerade die
Ausblendung der Institution Verlag durch den Einsatz
persönlicher miteinander vernetzbarer Metamedien nimmt den
Texten ihr vermeintliches Machtzentrum und schließt die
offenen Enden der Textgesellschaft kurz.


Rhizome bilden

Im Netzwerk eines Rhizoms spielen sich Übertragungs- und
Transportprozesse intensiver Zustände ab. Ladungen (poetisch
/ diskursiv / informativ) werden empfangen und abgeschickt
(importiert und exportiert), eingefangen und verteilt,
angezapft und aufgeteilt. Ein Modell, das sich gleichermaßen
auf organische Wachstumsprozesse, gesellschaftliche
Kommunikationsweisen, technologische Kopplungen, ästhetische
Operationen und nomadisches Umherschweifen anwenden läßt:
Die ganze Logik des Baumes ist eine Logik der Kopie und der
Reproduktion. Sie beschränkt sich darauf, was je schon
gegeben ist, von einer überkodierten Struktur oder
stützenden Achse aus zu kopieren. Der Baum artikuliert und
hierarchisiert die Kopien, die Kopien sind sozusagen die
Blätter des Baumes. Ganz anders das Rhizom: e s i s t K a r
t e , und nicht K o p i e. Karten, nicht Kopien machen ! ...
Wenn die Karte der Kopie entgegengesetzt ist, so deshalb,
weil sie ganz und gar dem Experiment als Eingriff in die
Wirklichkeit zugewandt ist. Die Karte reproduziert nicht ein
in sich geschlossenes Unbewußtes, sondern konstruiert es.
Die Karte ist offen, sie kann in allen ihren Dimensionen
verbunden, demontiert und umgebaut werden, sie ist ständig
modifizierbar. Man kann sie zerreißen und umkehren; sie kann
sich Montagen aller Art anpassen; man kann sie auf Mauern
zeichnen, als Kunstwerk begreifen, als politische Aktion
oder als Meditation konstruieren. Vielleicht ist es eines
der wichtigsten Merkmale des Rhizoms, viele Eingänge zu
haben.

file:///C|/aktuelle/rhizom/Die Auflösung der Medien im elektronischen Raum.htm
URL:

you turn truth into fiction


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Last modified: Di., 08.07.2003 0:47