http://www.n0name.de/3000/do0602.html

Do., 6. Februar 3000

Willi Sittes Trick ist das transparent machen von Material, eine wortwoertliche Per-Spektive, die Halbtransparenzperspektive, die (bis ca. 1968) nur im Bild gelingt
[1]: vom Apparat aus, aus dem Apparat heraus mit dem filmischen Trick der Spycam. Eine Perspektive in die Maschine / aus der Maschine heraus, die seit dem Aufkommen transparenter Plaste oder Plastik (dem Kunst-Stoff, der westliche Maler zur etwa gleichen Zeit zu Bildern mit Motiven aus Haushaltsgegenstaenden (z.B. Wannen) in Plastik brachte (Gerhard Richter)) um 1999 beim iMac ...

imacblue.jpg
imacblue.jpg, Apple's Halbtransparenz-Erotik

(Fing es nicht mit durchsichtigen Buegeleisen mit Wassertank an?, durchsichtig, um zu sehen wieviel Wasser noch im tank ist.)

200972.jpg
200972.jpg, Negligé

... aber auch auszerhalb des Bildes und der Kameraperspektive gelingt. Das Unsichtbare, die Relation des Produzenten im Produktionsprozess soll sichtbar gemacht werden. Und das Unsichtbare ist das intime Verhaeltnis des Arbeiters zur Maschine, er legt konzentriert Hand an, ein Maschinist par excellance, der Souveraen seiner Taetigkeit. Der Produktionsvorgang, das Maschinenwerk bleibt unsichtbar, alles ist verkuerzt auf den Augenblick, der sich fuer einen realen Chemiearbeiter evtl. so aehnlich hundertemal am Tag wiederholt haben musz - Sitte aesthetisiert und macht die Maschine fast zu einem Akzidens? Oder kommt die Sicht aus der Maschine heraus. Kann die Maschine sehen? Und sieht der Betrachter des Bildes den Schnappschusz dieser Maschinenperspektive? Damit kaeme der Maschine eine objektivierende "Subjektivitaet" zu. Diese »Halbtransparenzperspektive« korrelliert mit dem Oeffnen des Koerpers (des menschl. Koerpers).

b898.jpg
b898.jpg
Willi Sitte, "Chemiearbeiter am Schaltpult", 1968 (Ausschnitt)
Staatliche Galerie Moritzburg
Halle, Landeskunstmuseum
Sachsen-Anhalt

-> Katalog _Die Zweite Schöpfung: Bilder der industriellen Welt vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart_. Martin-Gropius-Bau. Berlin: Deutsches Historisches Museum, 2002.

Sichtbarmachen (Klee, Mikroskopie, Ultraschall) Ein Browser fuer das NichtNetz (Zwischenraeume, Netz-Grafik)

emaf.gif
emaf.gif, GIF (Ausschnitt) vom EMAF (European Media Art Festival) Prospekt 2002 (die pixeltreppchen in der Darstellung sind original!).

Vor dem Monitor sieht ein Kleinkind den Betrachter im Monitor an, den Finger auf der Fernbedienung. Die unmoegliche Per-Spektive eines beobachteten Beobachters (nach Niklas Luhmann eine Beobachtung 2. Ordnung?
[2] ). Dazwischen das Glas des TV-Monitors, das nach Peter Weibel mediative Verhaeltnisse Subjektlos nur noch Objekten zukommen laesst [3], Objekte beobachteten Objekte. Der Talking Head im Fernseher ("Du da im Radio, du musst ja ziemlich klein sein" [4] ) ist fuer den beobachteten Beobachter ebenfalls ein beobachteter Beobachter, wie eine Schleife aus Beobachter beobachtet Beobachter-Beobachter beobachtet Beobachter-Beobachter beobachtet Beobachter-usw.. "Willi Sittes Trick" wird
zur Verlagerung eines subjektivistischen Begriffs (nun Objekt genannt) in das Objekt hinein, die Bildgebungs-Maschine hat subjektiven Status. Genau genommen endet die Schleife aber beim 3. Beobachter, dem Betrachter (Beobachter) des Prospekts, dessen Augen sich mit dem des Kindes treffen - "... blickt den Betrachter des Bildes an" - , der die Spektive des 2. Beobachters annimmt. Durch die nicht vorhandene, imaginaere Mattscheibe sieht der potenzielle Festivalbesucher einen artifiziellen Bildaufbau und er sieht sich in diesen Aufbau inbegriffen. Halbtransparenz, transluzenter Stoff macht partizipativistisch, laesst unmoegliche Standorte zu.

Silikon, Zelluloid, Methacrylat

"<meta name="keywords" content=" (...) 2001,Trend, (...)

Ein neues Material, Methacrylat, angesiedelt zwischen Kunststoff und Acryl setzt sich zugleich hochglänzend, farbig und transparent in Szene, (...)."

Wie wird/was macht Halbtransparenz zum Futur-chic? Diese syllogistische Reihe: Transluzentizitaet ist Durchscheinen was Klarheit konnotiert und Immaterialitaet assoziiert und Macht ueber Material meint. "Mein CD-Player sieht aus wie ein Raumschiff, mein Radio sieht aus wie ein CD-Player."


"IKEA Katalog 2001

Ueberall iMacs, G3s und Halbtransparenz -> siehe S. 2, 7, 33, 36/37, 86 etc.
im IKEA Katalog 2001, manchmal ein weiszer PC. Halbtransparenz, Erotik der
Maschine, nicht mehr technoide Oberflaeche, die innere Technik Auszen in
metallischen Gehaeusen repraesentieren musz, sondern der halbseidene
Einblick durch beliebige Huellen-Formen auf die Schaltkreise 'selbst'
(Swatch hatte diese Transparent-Uhren Mitte der 80er), als ob man das
elektrische Geschehen sehen koennte, um jedereit eingreifen zu koennen.
Es gibt ein "Imac Design", -> Conrad-Werbebroschuere 11-2000 25.09.00.
Der (schwedische) Moebelsamplingclub (das IVAR-Regal aus Kiefer ist der
Klassiker der Kombinatorik im Moebelbereich) hat einen Basismythos der Neuen
Oekonomie schon ins Programm aufgenommen: "Zu Hause arbeiten." -> S. 2 und
S. 166, wo Arbeiten Joystick-Spielen ist, Papa Hausmann spielt neben dem
telefonischen Check der Boersenkurse mir dem Toechterchen am PC. Weil "sie
ihr Zuhause nicht in ein Buero verwandeln.", was heizt, dasz die Arbeit -
die nun Spiel geworden ist - ins Hausen integriert wurde. Dort steht
nach Abholen und Aufbauen dann das "Democratic Design". Internet-Moebel fuer
alle

"Entdecke die Moeglichkeiten", der IKEA-Slogan klingt wie der alte MS-Spruch
"Where do you want to ... ". IKEA macht daraus, sich selbst uebertreffend,
"Die Welt zu Hause" haben, "Chatten mit ihren Internet-Freunden." -> S. 36/
37. Auf dem privaten Sofa der Elektronischen Oeffentlichkeit.
Auf Seite 350 gibt es Wandleuchten mit Piktogrammen, z.B. ein Handy
Freut Euch auf August 2001!

IKEA Hauptkatalog 2001 -> http://www.ikea.de [2001]

Ali Emas <ali.emas n0name.de>"

aus: n0name newsletter #27 Berlin Mo., 25.09.2000 12:47 CET
http://www.n0name.de/news/news27.txt [30.08.2002]

Wie weit kann ein Open Mode (-> "Proteted Mode", Kittler) der Darstellung maschine-immanenter+techno-sozialer Vorgaenge gehen?

imac.jpg
imac.jpg, Apple oeffent den Apparat, halb, und laesst einen schemenhaften halbaufklaererischen Blick ins Innere zu, eine fuer den Blick halbgeoffenete Maschine.
_____
[1] Halbtransparente Kunststoffe wurden erst ab 1868 chemisch synthetisch herstellbar (Zelluloid, bekannt als Film, wo es auf Lichtdurch-Schein ankommt, oder spaeter ab 1919 Zellulose-Azetat "als erster Spritzguss-Kunststoff patentiert. Das Material erlaubte neue Produktionsverfahren für Kugelschreiber, Schirmgriffe oder Spielzeug."). (Kunststoff-Lexikon, http://www.sintetica.de/lexikon/body_n_s.htm [29.08.2002]) Der "Chemiearbeiter" bewegt sich in einer vielleicht mehr als zufaelligen Koinzidenz mit dem "Fortschritt" des Design, ermoeglicht durch Plastik/Plaste. #--- wo malte Sitte?, Stichwort Leuna, Bitterfeld# "Das Jahr 1938 markiert den Beginn der industriellen Herstellung [von PVC] - in diesem Jahr nahm im Werk Bitterfeld der IG Farbenindustrie eine Produktionsanlage mit einer Monatsleistung von 120 Tonnen den Betrieb auf. (Kunststoff-Lexikon)
[2] Niklas Luhmann. _Die Kunst der Gesellschaft
_. Frankfurt am Main: suhrkamp, 1995.
[3] Peter Weibel. "Medien als Maske: Videokratie - Das Erhabene Objekt des revolutionaeren Blicks". Keiko Sei/Peter Weibel (Hg.). _Von der Buerokratie zur Telekratrie: Rumaenien im Fernsehen - Ein Symposion aus Bukarest_. Berlin: Merve, 1990. S. 124-149 .
[4] Rolf Zuckowski. "Du da im Radio". ders. _
Radio Lollipop_. CD. Universal, 1981. Der Erwachsene/Saenger im Radio versagt dem Kleinen Zu-Hoerer paedagogisch das Oeffnen des Medienapprats - auch eine Halb-Transparenzerspektive: [Junge:] "Ich hab da ‘ne Idee / damit ich dich mal seh. / Hol ich den Schraubenzieher raus / und schraub den Kasten auf. / [Erwachsener:] Hey, du da vorm Radio, daß laß mal lieber bleiben. / Du da vorm Radio, das kann gefährlich sein." "Du da im Radio" (Ausschnitt) [RealPlayer]. http://www.musik-fuer-dich.de/ram/042284332828_01_10_16k.ram [25.05.2003]

> Polymere Do., 13. Maerz 3000


Calendar for year 3000
Last modified: Mi., 02.02.2005 14:20